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Gott und Kirche

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  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

„Wer glaubt ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“ Albert Schweitzer

Untenstehenden Text habe ich geschrieben, als ich eine zeitlang in einem christlichen Forum war. Nach meinen Erfahrungen in evangelikalen Kreisen dachte ich, dort vielleicht freiere, offenere Christen zu finden. Was ich erlebte, ließ mich noch mehr an jeglichem gelebten Christentum zweifeln. Bis auf wenige Ausnahmen war es einfach nur erschütternd, in welcher Weise sich Christen da gegenseitig den wahren Glauben absprachen, erbittert mit Bibelstellen munitionsgleich um sich warfen, um ihre konfessionelle Ausrichtung und Glaubensüberzeugungen zu beweisen, Luther war für die einen ein Säufer und der mit der billigen Gnade, für die anderen der Papst der Antichrist, wieder andere waren überhaupt nur echte wiedergeborene Christen. Unliebsame Mitmenschen wurden übelst beleidigt und an den Pranger gestellt. 

Das hatte schon den Charakter von tiefstem Mittelalter. Da ist es nicht verwunderlich, wenn viele Menschen der Kirche den Rücken zuwenden. Solche „Kirchenmauern“ müssen und dürfen dann doch eingerissen werden. Wer mag denn behaupten, DIE Wahrheit über Gott zu kennen? Geht es überhaupt um IHN? Oder nicht vielmehr um das Verteidigen allzu menschlicher Vorstellungen über ihn. Und wenn es DIE eine Wahrheit gibt, warum dann so viele Aufspaltungen und den Streit darum? Ein Rechthabenwollen steht über einem offenen Austausch. Eine zentrale Stelle im Hohelied der Liebe lautet:“Denn unser Wissen ist nur Stückwerk.“. Darauf dürfen wir uns immer wieder besinnen. Eines wissen wir eigentlich alle. Gott IST Liebe. 

Und ich wage mal, weiter zu denken. Liebe ist wohl kaum nur unter Gläubigen zu finden. Geschweige denn unter den „Rechtgläubigen“. So mancher Moslem, so manch Ungläubiger hat mich mehr über die Liebe gelehrt, als so mancher Christ, der seinen Platz im Himmel gegen andere verteidigt. Liebe ist überall zu finden. In jedem Moment, in dem ein Mensch aufsteht gegen Unrecht und Ausgrenzung. In jedem Moment, in dem Mitgefühl und Verstehen über einem Verurteilen steht. In jedem Moment, in dem Verzeihen über Schuldzuschreibung steht. Suche ich die Liebe nur im außen, werde ich sie niemals finden. Suche ich Gott nur in der Kirche ebensowenig. In meinem Herzen öffne ich Gott den Raum, darin zu wohnen.

 

Wir haben Gott ein Haus gebaut

…und nannten es Kirche.
Wir gaben uns viel Mühe,
dass das Haus schön und groß wird.

Je größer das Haus wurde,
umso mehr Zeit verbrachten wir damit,
uns um das Haus zu kümmern.

Immer mehr Menschen kamen,
und es begann ein Streit,
wie dieses Haus aussehen soll.

Doch dieser Streit führte dazu,
dass verschiedene Menschen beschlossen,
ihre eigenen Häuser zu bauen.

Viele verschiedene Häuser sind entstanden.
Und die Menschen brauchten nun noch mehr Zeit,
sich um all diese Häuser zu kümmern.

Je mehr Häuser entstanden,
umso mehr kam es wieder zum Streit,
welches der Häuser das schönste und beste ist.

Vor lauter Streit darum,
haben sie immer mehr vergessen,
für wen das Haus eigentlich sein sollte.

Eines Tages fragte ich Gott:
Sag mal, welches Haus von all denen
gefällt dir eigentlich am besten?

Da sagte Gott zu mir:
Hast du mich nicht gesehen,
als ich zu euch auf die Erde kam?

Ich brauchte kein Haus
Und ich bin noch immer der,
der ich immer schon war.