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Willkommen zu Hause

Ich gehöre ja zu einer Generation, die nicht mit Multimedia und Handy großgeworden ist. Erst über meine Kinder wurde ich nach und nach damit vertraut. Fuhren wir früher noch mit Straßenkarten durch ganz Europa, ist heute ein Autofahren ohne Navigationsgerät nicht mehr denkbar. Und es ist schon sehr hilfreich, wenn das Handy zielsicher Umgehungsmöglichkeiten anzeigt, wenn wie derzeit hier vorort  diverse Straßensperrungen aufgrund des Unwetters den gewohnten Weg dicht machen. So erklang dann heute ein fröhliches „Willkommen zu Hause“ bei der Rückkehr. Noch immer registriere ich das als etwas, was doch sehr erstaunlich ist. So ein kleines Gerät weiß, dass ich hier wohne, und spricht auch noch mit mir.

Ich weiß, meine Kinder würden jetzt lachen. Du vielleicht auch;). Keine Sorge, ich gehöre dann doch auch  zu der Generation, die schon weiß, dass das jetzt nicht mein Handy alles kann. Im Gegensatz zu meiner Mutter, noch eine Generation weiter. Sie sagt noch immer, wenn ich ihr etwas auf dem Handy zeige, völlig fassungslos: „Das ist auch alles in deinem Handy drin?!“ Ich glaube, sie wird es bis an ihr Lebensende nicht wirklich fassen können. Und im Grunde kann ich das alles, was da an Daten irgendwo in irgendeiner Cloud ist und die ganze Technik dahinter bis heute auch nicht fassen. Mir reicht es, dass es funktioniert. Immerhin habe ich mir dank YouTube Tutorials beigebracht, so eine Homepage zu erstellen. Inzwischen ist das wirklich einfach geworden. Zumindest, wenn man nicht anfängt nachzudenken, wie das Ganze jetzt eigentlich funktioniert. So erinnerte es mich an ganz anderes, als  ich „Willkommen zu Hause“ hörte. 

Genau so war es, als Gott mir damals begegnete. Es war schlagartig, oder sagen wir mal binnen weniger Tage dieses sichere innere Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Das, wonach ich so lange gesucht hatte, war auf einmal da. Ich konnte, und musste nicht verstehen, warum und wie das Ganze geschah. Es geschah. Worte, die ich oft in der Bibel wiederfinde, „Es geschah“. Situationen, Ereignisse, die niemand nachvollziehen konnte und bis heute nicht kann, was da und wie es geschieht. Die Szene in „The Chosen“, als Jesus Maria Magdalena begegnet, sie einfach nur bei ihrem Namen anspricht, wie sie tief erschüttert davon berührt wird, spricht davon. Es sprechen andere Menschen davon, wie sie von dieser Serie berührt wurden. Auf einmal zu Gott fanden. Es gibt unzählige andere Geschichten die davon zeugen, wie kreativ Gott ist, Menschen zu begegnen. Oft völlig überraschend. Wie bei mir auch.

„Nicht ihr habt mich erwählt, ich habe euch erwählt…“ Joh.15, 16

Ich beschränke mich bewusst auf diese ersten Worte. Zu schnell wird in die weiteren Worte etwas reininterpretiert. Zunächst steht da etwas, dass ich in keinster Weise aus meinem Verdienst heraus Glauben vollbringen kann. Gott erwählt. Und jeder, der sich im Glauben wiederfindet, darf sich glücklich schätzen. Auf welchem Weg auch immer, wir müssen und können nicht verstehen, wie das geschieht. 

Ähnlich wie ich es im Voraus beschreibe, was Handy, Internet und co. betrifft.Jetzt kann man sagen, jaaaa; aber da gibt es schon Menschen, die das Ganze bis in alle Einzelheiten verstehen. Nein, ganz sicher nicht,  selbst die besten IT-Spezialisten sind nur auf Teile des Ganzen davon spezialisiert. Und bei gewissen Problemen genauso überfragt. Am Ende ahnen wir vermutlich alle nicht, worauf zum Beispiel die jetzt aufkommenen künstlichen Intelligenz noch so alles hinauslaufen kann. Denn sie ist eben insbesondere eines: menschengemacht. Und dass wir Menschen gehörig oft falsch liegen können, wissen wir. Auch, dass wir nicht unbedingt den Erhalt und die Bewahrung der Schöpfung an erste Stelle setzen. 

Ein wenig so ist es auch mit dem Glauben. Mir scheint, es wird viel zu wenig Gott an die erste Stelle gesetzt. Das Vertrauen, dass Gott auf seine Weise wirkt. Da gibt es eine ganze Menge Christen, „Spezialisten“, die meinen, sie wüssten alles über Gott. Sie wissen, was und wie wir zu tun haben, sie wissen, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. Sie sprechen sich sogar gegenseitig den wahren Glauben ab. Sie prangern alles Mögliche als Sünde an, als wären sie selbst Gott. Sorry, aber wenn ich so manche Predigten höre, erinnert mich das fast an Motivationstrainer mit allen nur erdenklich manipulativen Mitteln. Besonders mit einem. Wie großartig und richtig die Zuhörer sind. Und wie sie mit dieser Großartigkeit nun loszugehen haben, um andere ins Boot zu holen. Um noch großartiger zu werden.

„Einem verzweifeltem Menschen Mut zusprechen ist besser, als ein Königreich zu erobern.“ Martin Luther

Natürlich ist ein übergroßer Missionseifer oft mit dem eigenen Glaubensbild verbunden. Wenn ich denke, ich muss möglichst viele Menschen vor der Hölle retten, dann steht in gewisser Weise eine gute Absicht hinter dem Evangelisieren. Das Problem ist nur, dass andere dann genau in diese Glaubenslehre geraten. Und ganz besonderes problematisch ist, wenn mit der Angst agiert wird. Ich war mal in einem Gottesdienst, da wurde leidenschaftlich von der Endzeit gepredigt, mitsamt Offenbarungstexten. Am Ende wurde dann in die Besucher hineingefragt, wer sich denn sicher sei, dass er das ewige Leben erhalten würde. Wer das nicht sei, solle die Hand heben. Da waren einige. Und direkt wurde mit ihnen ein Übergabegebet an Jesus Christus gebetet. Das ist üble Manipulation. Und wirklich nichts, worauf man stolz sein kann.

Wir dürfen uns wirklich davor hüten, menschliche Richter über Leben und Tod zu spielen. Und das getrost Gott überlassen. Schaue ich zum Beispiel auf den Islam, dann sehe ich viele, sehr gottesfürchtige Menschen. Wie anmaßend ist es denn, zu glauben, leider wäre ihnen der Weg in den HImmel versperrt, nur weil sie in Jesus Christus lediglich einen Propheten sehen. Ich fühle mich auch keineswegs bedroht vom Islam. Extremistische Gruppierungen gibt es überall, auch in jeder Religion. Das ist kein Maßstab. Und wie bei allem. Wir dürfen erst mal vor der eigenen Haustüre kehren. Das Gebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten steht an erster Stelle. Und Liebe ist ganz sicher keine Zwangsvergewaltigung anderer, meinem Glauben zu folgen. Ganz sicher keine Drohung oder Erpressung. Liebe ist eine Einladung. 

An erster Stelle sind wir gefragt, inwiefern wir diesem wichtigsten Gebot folgen. Bin ich mir der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes bewusst, dann darf genau das auch in meinem Leben sichtbar werden. Weiß ich, wie schön es ist, zu Hause angekommen zu sein, darf ich vielleicht mal an der ein oder anderen Stelle davon erzählen. Denn natürlich wünscht man das auch anderen. Doch ich kann nur sagen, all die Jahre, in denen ich anders unterwegs war, waren genau so, wie sie waren, wichtige Lehren und haben mir Einblicke in vieles gegeben. Mir begegnen Christen, die pauschal Esoterik und anderweitige Spiritualität verteufeln und dämonisieren, ohne überhaupt zu wissen, wovon sie reden. Und egal, auf was wir schauen. Tun wir es nicht mit den Augen der Liebe, werden wir nichts und niemandem gerecht.

Jesus Christus sprach im zärtlichen „Abba“ zu seinem Vater. Da ist keine Haltung von angstvoller Untergebenheit. Er zeigt uns einen Gott der Liebe. Und selbst Jesus Christus sagt an einer Stelle, das weiß nur der Vater. Wir können aufhören, zu glauben, genau zu wissen, wie Gott ist. Wir werden es nie. Aber eines glaube ich. Dass Gott jeden, der zu ihm findet im Grunde mit genau diesen Worten empfängt: „Willkommen zu Hause.“