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Manipulation

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  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
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„Das Fehlen sichtbarer Gewalt erlaubt der Manipulation, sich als jene Freiheit auszugeben, die sie entzieht.“ Friedrich Hacker

Dieser Satz bringt in der Kürze genial etwas auf den Punkt. Manipulation ist eine Form der Gewalt. Wenn auch vordergründig nicht als solche erkennbar. Keiner von uns kann sich ihr entziehen. Zumindest solange wir uns der Manipulation nicht bewusst sind. Entweder werden wir selbst Opfer von Manipulation oder wir manipulieren, und werden dadurch zum Täter.  Oftmals bestehen auch Mischformen von beidem. Hier zunächst grob 2 Formen der Manipulation und dann die wichtig anzuschauende religiöse Manipulation.

Die vorsätzlich angewandte Manipulation

Das Spektrum dieser Form ist groß. Wo findet sie ihren Einsatz? Überall dort, so Menschen für bestimmte Zwecke ge- oder missbraucht werden sollen. Es geht darum, Menschen für etwas zu gewinnen. Ob in den Krieg zu ziehen oder sich sexuell zur Verfügung zu stellen. Ob etwas zu kaufen oder einer bestimmten Gruppe beizutreten. Ob weltlich oder geistlich-spirituell. Das Spektrum reicht von der Werbung bis in die Politik, von Vereinen hin zu radikalen Gruppen, von religiösen Doktrinen hin zu weltlichen Dikatoren, vom Vorgesetzten bis zum Ehepartner, vom Guru bis zum Erfolgstrainer. Überall dort, wo wir unser eigenständiges Denken und Fühlen abgeben sollen zugunsten anderer.

Die Strategien sind geschickt, verständlich, die Manipulation möchte ja nicht als solche erkannte werden. Ein paar davon sind Täuschung, Verführung, Blendung, Verwirrung, Verdrehung von Realitäten und Wahrheiten, Erzeugung einer Sogwirkung in die Abhängigkeit. Immer braucht es dafür ein Machtgefälle. Sehr gerne wird mit Angst und Schuld gearbeitet. Was macht uns anfällig für Manipulation? Zunächst mal grob gesagt jegliche Form von Bedürftigkeit, Abhängigkeit, Angst, gelernte Obrigkeitshörigkeit, Not, Krisen, die Suche nach Glück, Freiheit und Liebe. Da gibt es also jede Menge zu beleuchten. Wenn wir der Manipulation vorbeugen wollen, ist es notwendig, eigene Muster zu erkennen, welche diese ermöglichen. 

Die unbewusste Manipulation

Diese Art ist nicht minder schwer zu durchschauen. Und leider in den meisten Fällen direkt von Eltern ihren Kindern gegenüber wirksam, ebenso in Partnerschaft oder Freundschaft. Oft hat sie mit erlernten oder auferlegten Mechanismen zu tun. Sie kann dem eigenen Vorteil dienen, aber auch zum Vermeiden von zum Beispiel einer Wiederholung von Verletzungen oder der Angst vor Kontrollverlust. Wer in der eigenen Kindheit viel Ohnmacht und Unterdrückung erfahren hat, kann zu unbewussten Strategien von Macht und Kontrolle greifen. Wer immer die übersehene graue Maus war, entwickelt später vielleicht Strategien, jede/n um den Finger wickeln zu können. Oft eben nicht bewusst, lernen wir mit der Zeit, was Erfolg bringt. Sich selbst da auf die Schliche zu kommen, braucht viel Ehrlichkeit und die Bereitschaft zu Selbstreflexion. Und die Beantwortung der Frage, warum sollte etwas aufgegeben werden, wenn es doch erfolgreich ist?

Da hilft vielleicht obiger Satz. Manipulation ist eine Form von Gewalt. Es ist zu entscheiden, ob ich weiterhin Gewalt ausüben möchte oder eben nicht. Manipulation hat mit Liebe und Freiheit nichts, wirklich garnichts zu tun. Bleibt ein Mensch nur bei mir, weil ich ihn in irgendeiner Form unter Kontrolle habe, ist es wenig, worauf man stolz sein dürfte. Auf der anderen Seite führt es einen selbst nicht in die Freiheit und echte Selbstliebe. Bin ich wirklich da gelandet, brauche ich es nicht mehr, andere zu benutzen oder abhängig zu machen. Möchte ich, dass sich mein Kind wirklich frei und selbständig entwickelt, gewähre ich ihm eigene Erforschungsräume und lege ihm nicht meine Vorstellungen auf, wie es zu sein und zu leben hat.

Mit am schwersten durchschaubar ist eine spezielle Form der Manipulation:

Die religiös-spirituelle Manipulation

Hier wird mit der höchsten göttlichen Autorität gearbeitet. Im spirituellen Bereich sind es die selbsternannten Gurus, Erleuchteten, spirituellen Führer, Channeling-Stars usw. Sie suggerieren, ihre Botschaften und Erkenntnisse direkt aus der göttlichen Quelle zu erhalten. Für die Anhänger nicht überprüfbar. Und schon ist eine Abhängigkeit geschaffen. Die Versprechungen sind groß. Der Esoterikmarkt bietet da eine nahezu unendliche Vielfalt an Produkten, Seminaren etc., um denn Menschen die ersehnte Heilung oder den inneren Frieden zu bringen. Ein äußerst lukrativer Markt. Die Not lässt Menschen zu allem greifen. Schaut man sich einfach mal ein Event eines spirituellen Superstars an, dann ist unübersehbar, wie leicht die Masse Mensch zu manipulieren ist, begeistert alles, wirklich alles mitzumachen. 

Im religiösen Bereich sieht es leider oftmals nicht anders aus. Die Geschichte der Kirche zeigt, dass oftmals diejenigen, die es wagten, etwas zu hinterfragen, zum Ketzer erklärt wurden. Und dies ist tatsächlich bis heute noch so. Nach wie vor wird mit der Angst gearbeitet – vor Irrlehrern, vor Satan, vor der Hölle. Besonders sichtbar wird es auch hier in jedem Massenevent. Prediger heizen ein. Nicht minder begabt mit jeglichen Manipulationsstrategien. Hier nur mit Ge- oder besser Missbrauch der Bibel. Teils prophetisch verkündend, vom Heiligen Geist angeblich so empfangen. Das Evangelium der frohen Botschaft wird zu einer Drohbotschaft. Wehe, du folgst Jesus Christus nicht. Dann bist du verloren. Kaum etwas, worauf mal stolz sein kann, wenn dann verunsicherte, fragende Menschen sich aus Angst mal schnell bekehren.

Egal auf welche Massenevents ich auch schaue, ich bekomme immer ein mulmiges Gefühl. Erinnert es doch sehr an unsere eigene dunkle deutsche Vergangenheit. Damals waren es die Juden. Heute sind es für Christen die Moslems oder auch umgekehrt. Für die Evangelikalen jede Art von weltlicher Bedrohung, usw. Und ich frage mich, wieviel Vertrauen gibt es da eigentlich in Gott selbst? Und ebenso, wie sehr wird sich da selbst zu Gott aufgespielt, angeblich zu wissen, wer verloren geht und wer nicht? Wird Gott so klein gemacht, dass er nur in die eine eigene Glaubensüberzeugung passt?

Das Tragische auch hier ist, dass viele sich der Manipulation nicht bewusst sind. Zum einen fehlt die Erkenntnis, selbst religiös manipuliert worden zu sein. Das Wichtigste zunächst zu erkennen. Denn ansonsten wird man selbst manipulieren, ohne wahrzunehmen, dass man es tut. Oftmals wird ja sehr überzeugt aus den eigenen Glaubensvorstellungen heraus gehandelt oder argumentiert. Da ist also keine Bösartigkeit zu unterstellen. Dietrich Bonhoeffer war einer der wenigen, der damals gewagt hat, der zuschauenden Masse entgegenzutreten. Im Gefängnis verfasste er eine interessante These: Die Theorie der Dummheit.  Intensiv hatte er darüber nachgedacht, warum Menschen sich derart manipulieren lassen.

Weg aus der Manipulation heraus

Was hilft? Zunächst einmal sich der Manipulation überhaupt bewusst zu werden. Einfach mal genauer hinschauen, beobachten, welchen Einflüssen war oder bin ich ausgesetzt, aber auch, welchen setze ich mich aus. Ob privat, am Arbeitsplatz, durch die Medien, Erziehung, Partner, Glaubenslehren usw.

Und wir können Gott darum bitten. Dass uns Weisheit geschenkt wird, unterscheiden zu lernen. Dazu werden wir biblisch herausgefordert. Ich darf unterscheiden lernen, wo bin ich destruktiven, manipulativen, verführerischen, angstmachenden Kräften von Menschen ausgesetzt und wo finde ich aufbauende, konstruktive, mich nicht abhängig machende und in die Liebe führende Unterstützung.

Grundsätzlich gilt bei religiöser Manipulation das, was Bonhoeffer auch beschreibt. Es muss eine äußere Befreiung vorangehen. Überzeugen von außen hilft nicht. Es muss eine eigene Entscheidung getroffen werden, sich befreien zu wollen. Dem folgt ein Gewinnen von Abstand. Ein Heraustreten aus dem „Massengefühl“, aus Abhängigkeiten und in die Beobachterrolle seiner selbst zu  gehen. Es bedarf einer ehrlichen Herzensbefragung und ein Anschauen meiner selbst im Licht der Liebe.

Dient das, was ich denke und tue wirklich der Liebe? Was erzeuge ich mit meinem Glauben? Wieviel Ideologien beinhaltet er? Schafft er Ausgrenzung Andersdenkender oder Andergläubiger? Glaube ich, andere bekehren zu müssen? Basiert mein Glauben auf Angst oder auf Vertrauen? Lasse ich es zu, dass es auch noch ganz andere Wahrheiten geben könnte? Könnte ich zugeben, mich geirrt zu haben?

Weiterführendes „Ein paar Worte zum Wort Gottes„, „Spiritueller Missbrauch

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