Zufällig vielleicht, dass sich dieses kleine Pflänzchen dem kleinen Kätzchen in den Weg gestellt hat. Eines macht das Kätzchen. Es widmet sich voll und ganz diesem „Zu-Fall“. Erkundet, ertastet, erriecht, und erschmeckt vielleicht sogar noch diese unbekannte Etwas. Wunderschön anzuschauen.
So ähnlich denke ich mir, ist das mit Gott. Oder wäre es. Wenn wir nicht alle erst einmal von bestimmten Vorstellungen über ihn geprägt worden wären. Uns wurde erzählt von Gott. Die für uns Christen wichtigste Quelle ist die Bibel. In ihr wird von Jesus Christus erzählt. Die Propheten sprechen von ihm, bzw. Gott durch sie. In gewisser Weise erfahren wir von Gott sozusagen aus zweiter Hand. Von Menschen, die über ihn berichten. Wie sie ihn erlebt haben. Was sie von Jesus Christus erfahren haben. Später sind es dann Pfarrer, Priester, Pastoren. Die jeweiligen Konfessionen haben ihre Lehren daraus gemacht. Sehr unterschiedlich, wie wir sehen. Mitsamt dann allem, wie ein Christ zu sein hat, wie er zu leben, was er zu tun und zu glauben hat. Will ich einen Weg darin finden, darf eine der anderen Sprachen Gottes zur Wirkung kommen. Die „Zu-Fälle“. Das, was er uns zufallen lässt. Auf unterschiedlichste Weise.
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Matth. 7,7
Gott sorgte damals durch einen Umzug weit weg alleine schonmal dafür, dass ich ziemlich schnell dem Einfluss einer Pfingstgemeinde entzogen wurde. So dankbar ich zwar bis heute für manches bin, so sehr war mir anfangs vieles nicht bewusst. Es gärte zunehmend in mir, und kaum weggezogen, fing ich an, mir umfassend meine Fragen zu erlauben. Nicht nur zu vielen Ungereimtheiten in den verschiedensten Lehren. Es wurden sehr existentielle Fragen, die mich so sehr umtrieben, dass ich auf der einen Seite mich von Gott hätte wieder verabschieden müssen, auf der anderen Seite so tief berührt worden war, dass dies wiederum unmöglich war. So durchlief ich eine tiefe Glaubenskrise und machte mich auf die Suche.
Nun, Gott wäre nicht Gott, wenn er einem direkt mal immer Antworten geben würde. Es dauerte. Wochen. Monate. In denen ich jedoch nicht aufhörte, ihn zu fragen. Erst stieß ich zum Beispiel „zufällig“ auf ein Video. Über dieses Video zu einer Website. Über diese Website zu weiteren Quellen. Über die Quellen zu Menschen und weiteren Forschungen und Erkenntnissen. Wesentliche Quellen sind hier auf dieser Website verlinkt. Es ist gut, wenn du dich selbst auf die Suche machst. Denn die Antworten kommen sicherlich auch bei dir noch von ganz woanders her. Jeder darf und muss auf seine Weise prüfen. Wie eine sich öffnende Blüte erschlossen sich mir völlig neue Antworten. Eine einzige Gnade. Ich wusste, die Antworten müssen auch in der Bibel zu finden sein, wurden mir doch all die Lehren aus ihr begründet präsentiert. Gleichzeitig wurde mir klar, Gott spricht. Auch heute noch. Wir können ihn tatsächlich aus erster Hand erfahren.
Ein wenig ist das wohl so, uns ihm zu nähern, wie dieses Kätzchen dem Pflänzchen. Neugierig, irgendwo im Herzen berührt, aber nicht wissend, was und wer da eigentlich vor uns steht. Dieses Kätzchen kam nicht mit irgendwelchen Vorstellungen an. Es erkundet. Mit allen Sinnen. Der Geruch ist nur das eine. Die Gestalt kommt hinzu. Die Art, wie sich die Pflanze unter der Berührung bewegt. Die Farbe der Blüte. Alles zusammen möchte erzählen und erfahren werden. Und ich glaube, genauso macht Gott es auch. Er bietet uns unendliche Möglichkeiten, ihn zu erfahren und ihn kennenzulernen. ER ist es, der uns zu sich zieht. Wie er das tut, das dürfen wir ihm überlassen. Darin liegt eine große Zuversicht. Auch für alle anderen.
„Ich glaube an Gott so wie ein Blinder an die Sonne glaubt. Nicht, weil er sie sieht, sondern weil er sie fühlt.“ Phil Bosmans
Die Bibel ist eine wertvolle Grundlage. Die Worte sind wichtig. Vieles darin hat für mich etwas vertieft und klarer verstehen lassen. Mit diesen Worten können wir Erlebtes prüfen. Doch was wären die Worte, würden wir sie nicht im Herzen ankommen lassen. Und nehmen wir ausschließlich die Bibel für ein Verstehen, berauben wir uns der unendlichen Vielfalt, in der Gott spricht. Er spricht über Menschen wie auch in seiner Schöpfung, er spricht über Begegnungen, „Zufälle“ und Umlenkungen, Krisen und Stolpersteine, er spricht über eine leise innere Stimme und unser Gewissen, über Musik und Poesie und vieles mehr. Manchmal erschließt sich die Sprache Gottes auch erst im Nachhinein. Wenn wir viele Momente wie Perlen auf einer Schnur zusammenfügen, und Gottes Wirken auf einmal erkennen. Wie Gott spricht, verstehen wir, wenn wir all diese Vielfalt miteinander verweben lernen und immer wieder neue Muster entdecken.
Ein Beispiel. Heute morgen dachte ich darüber nach, wieviele Martin´s in meinem Leben eine Rolle spielten. Einer davon war mein Bruder. Vor einigen Jahren tragisch gestorben. Ich sah auf einmal all die Martin´s, die danach kamen. Im Grunde ähnlich sich ausbreitend wie eine Blüte. Jeder von ihnen hat und hatte mit Gott zu tun. Zwei von ihnen waren mir erst vor kurzem begegnet. Auf einmal entstand ein anderes Bild vor mir. Es ist, als hätte Gott nach diesem einen Tod gezeigt, dass das Leben, die Liebe, Er selbst, diesen Tod überwindet. Bis jetzt sind es sechs Martin´s. Und da ja mein halbes Leben lang der Regenbogen so eine Rolle spielte, bin ich ziemlich sicher, es wird noch einen siebten geben. Und wenn nicht, dann lehrt Gott mir direkt mal wieder, dass es gut ist, sich keine Konzepte zu machen, das kleine Ich funkt gerne rein;).
„Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“ Dietrich Bonhoeffer
Neben allem Nachdenken über die Martin´s gab Gott mir über das Buch von einem der Martin´s eine Antwort. Auf die innere Frage, wie mit einer aktuellen Enttäuschung über einen Menschen umzugehen ist. Was ich eigentlich schon so oft in meinem Leben durchlebt hatte. Und doch lernen und üben wir ja immer wieder von Neuem. Dieser Mensch schmerzte mich besonders, da mir mal sehr verbunden, nun zunehmend im Ego lebend. Und da kommt in diesem Buch die Erinnerung daran, nicht in dem Schmerz zu bleiben. Sondern segnend für diesen Menschen zu beten. Für die andere, bessere, liebendere Version von ihm. Und selbst wenn dieser Mensch darin verbleiben möchte. Ich darf im Glauben, Gebet und Vertrauen bleiben, was stärker sein wird. Es ist die die Gnade. Die Vergebung. Die Freiheit und Heilung. Gottes Liebe.
Von der wir alle leben. Wir alle scheitern immer wieder daran, wahrhaft Liebende zu sein. Bleiben uns gegenseitig etwas schuldig. Und wollen wir das nicht erkennen, dann können wir sicher sein, wird Gott uns über einen „Zu-Fall“ das schon aufzeigen. Notwendige Korrekturen erspart er uns nicht. Gott ist wahrlich so viel mehr, als wir über den Verstand erfassen können. Auch nicht einfach über ein Gefühl, Gefühle können sehr trügerisch sein, unser Ego täuscht allzugerne. Wenn wir uns aber ehrlich, neugierig, offen dem Geheimnis Gott nähern, wie es dieses Kätzchen tut, die unterschiedlichsten Erfahrungen Stück für Stück zusammensetzen, mit Gottes Wort abgleichen und im Herzen bewegen, bekommen wir zumindest eine Ahnung davon, wer er ist. Das Abenteuer Gott ist wirklich herausfordernd und großartig zugleich…denn eines gilt natürlich auch und ist wichtig, unterscheiden zu lernen: Nicht jeder Zufall ist ein Zu-Fall 😉