Regenbogen und Perlen

Die Schöpfung erzählt von ihrem Schöpfer

Die Natur in ihrer einzigartigen Vielfalt, Schönheit, Wundern und Naturschauspielen lässt uns immer wieder nur in Ehrfurcht staunen. Was für ein Erbauer mag dahinter stehen. Wieviel von ihm lässt sich darin entdecken. Es ist eine andere Sprache, die weltweit alle Menschen verstehen können. 

Wie diese Sprache aussehen kann, wird nachfolgend über den Regenbogen und Perlen näher beleuchtet Es wird erzählt vom Dunkel und Licht, vom Trost im Leid, von inneren Schätze, die geborgen werden können, vom Wandeln und Reifen. Und abschließend, warum im Regenbogen und den Perlen etwas von Jesus Christus aufleuchtet. Ein Ausblick auf mehr.

Wie denke ich über Religionen?
 

„Wirf einen tiefen Blick auf die Natur, und du wirst alles besser verstehen.“ Albert Einstein

Die Mystik des Regenbogens

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»Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten."
Indianische Weisheit
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Der Regenbogen fasziniert seit jeher die Menschheit. Er taucht in zahlreichen Mythologien und Religionen über alle Kulturen und Kontinente hinweg auf. Oft in der Rolle eines Mittlers oder einer Brücke zwischen der Götter- und Menschenwelt. Selbst in nachweislich relativ isolierten Kulturen, so dass die Mythen nicht nur über den Austausch von Kulturen entstanden sein können.  Sein Mysterium können wir wie Gott selbst nie vollständig entschlüsseln. Aber wir dürfen uns ein wenig annähern.

Im Folgenden ein paar ganz unterschiedliche Perspektiven. Jede für sich hat mit dem Regenbogen zu tun. Verweben wir die einzelnen Aspekte miteinander wie Puzzlestücke, gelingt ein Stück weit ein Blick auf das ganze Bild. Und doch wird ein Geheimnis dahinter bleiben. Und das ist gut so. Hier geht es darum, die Sprache Gottes einmal anders wahrzunehmen, als ausschließlich über die Bibel. Er offenbart sich auch in seiner Schöpfung. Die Schöpfung selbst ist nicht Gott. Wie die Bibel auch nicht. Doch der Geist Gottes, Quelle allen Lebens, weht durch sein Wort ebenso wie er in jeder Zelle seiner Schöpfung atmet. 

Naturwissenschaftlich

Ein Regenbogen ist eine optische Lichterscheinung. Sie ist dann zu sehen, wenn die Sonne eine Regenwand anstrahlt. Um einen Regenbogen zu sehen, muss sich die Sonne hinter dem Beobacher befinden. Die Regentropfen brechen das Sonnenlicht, zerlegen es in seine Grundfarben und reflektieren diese in verschiedene Farben. Da die Farben unterschiedlich stark gebrochen werden, kommt es zu einer Farbzerlegung in die Spektralfarben des weißen Sonnenlichtes. Die Regenbogenfarben erscheinen immer in der gleichen Reihenfolge: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Angeordnet sind sie von außen nach innnen. Isaac Newten, der im 17 Jahrhundert die Spektralfarben entdeckt hatte, legte mit seinem Farbkreis das Farbspektrum des Regenbogens auf diese 7 Farben fest, da diese seiner Ansicht nach den 7 Tönen in der Tonfolge von Noten entspricht. Es ist spannend, der Zahl 7 ein wenig nachzugehen, sie wird nicht umsonst als heilige Zahl bezeichnet.

Bedeutung von Farben

Wer sich mit dem Ursprung der Farbenlehre und der Bedeutung von Farben beschäftigt, wird neben Goethe eine Vielzahl weiterer Forscher von der Kunst bis zur Farbpsychologie finden. Trotz unterschiedlicher Interpretationen und Wirkungsannahmen gibt es eine Grundübereinstimmung. Erwiesen ist, dass Farben Schwingungen haben und ihre Wellenlängen messbar sind. Sie können nicht nur über das Auge wahrgenommen werden, sondern sind auch fühl- und spürbar. Blinde Menschen empfinden zum Beispiel Farben als schwer, kalt oder warm. Anwendung finden die Erkenntnisse in der Raumgestaltung, der Mode, Werbung, Farbberatung oder Farbtherapie. In der fernöstlichen Chakrenlehre wohnen die Farben des Regenbogens sozusagen in Form von Energiezentren in jedem Menschen. Wissenschaftlich erwiesen ist dies nicht, jedoch stimmen die Zuordnungen mit anderen Forschungen oftmals überein. Ein kleiner Regenbogen in uns selbst ist immerhin eine schöne Vorstellung, ohne daraus allzu eine eigene Wissenschaft zu machen. Dass und wie Farben wirken, wissen und spüren Menschen meist einfach intuitiv.

Regenbogenfahne

Heutzutage wird der Regenbogen weltweit als Symbol auf Fahnen für verschiedenste Botschaften genutzt. Auf unzähligen Veranstaltungen oder Demonstrationen für den Frieden, zum Aufruf von Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen gegenüber ist die Regenbogenfahne zu sein. Auf Kirchentagen ebenso wie auf spirituellen Festivals oder esoterischen Messen. Ursprünglich wurde sie als Zeichen des Friedens entworfen mit den 7 Farben. Mittlerweile gibt es Fahnen mit nur 6 Farben, in umgedrehter Reihenfolge, oder mit sogar mehr Farben. Wie auch immer dies zu bewerten ist. Der Regenbogen berührt Menschen. In Form von Fahnen will dies in die Welt getragen werden. Geschieht dies allerdings nur zur Bestärkung eigener Ideologien, geht leider das Mysterium des Regenbogens darunter verloren. Eine indianische Weisheit lautet: „Du kannst sehen, wo der Regenbogen die Erde berührt, aber bis zu dort eintriffst, ist er weitergezogen. Wer könnte den Regenbogen besitzen?“ 

Regenbogenbrücke

Insbesondere beim Tod von Tieren begegnet einem oft das Bild von der Regenbogenbrücke. Es wird die Legende erzählt, dass die geliebten Tiere dort auf der anderen Seite sehr freudig in einer Art paradiesischen Umständen, dem Regenbogenland, weiterleben und dort auf uns warten. Woher diese Vorstellung entstammt, ist unklar. Es gibt in der nordischen Mythologie die dreistrahlige Regenbogenbrücke zwischen Midgard und Asgard als Verbindung zwischen dem Erden- und Himmelreich. Dies hat sich offenbar auf unbekanntem Weg bis heute weiter fortgetragen. In den USA gibt es seit 2015 am 28. August sogar einen Tag der Regenbogenbrücke, hervorgerufen von einer Tierliebhaberin. Sicherlich berührt der Regenbogen selbst das direkte Gefühl, hier verbindet sich der HImmel mit der Erde. Die Vorstellung einer Regenbogenbrücke bis in den Tod ist für viele tröstend.

Ein Bild für die Seele

Der Regenbogen heißt nicht Sonnenbogen. Oder richtiger Regen-Sonnenbogen. Oder Buntbogen. Die Betonung liegt auf dem Regen. Vielleicht, weil es besonders eindrucksvoll ist, dass mitten im Regen der Himmel seine Farben ausbreitet. 

Wir alle kennen diese Momente in unserem Leben, in denen es im wahrsten Sinne nur noch zu regnen scheint. In denen alles verdunkelt ist. Hoffnungslosigkeit uns ereilt. Krisen, in denen zunächst nicht klar ist, wie es weitergehen soll. Und doch sind es oft gerade diese Krisen, aus denen wir verändert und um etwas Wesentliches bereichert hervorgehen. In solchen Zeiten erleben wir tiefer und dankbarer, wenn auf einmal unerwartete Hilfen oder Lösungen auf uns zukommen. Menschen, die uns zur Seite stehen, Lichtblicke, die uns auf einmal vor Augen stehen und einen Weg aus  dem dunklen Tunnel aufzeigen. Dies ähnelt dem Bild des Regenbogens am Himmel. Hoffnung inmitten des Dunkels und der Resignation. 

Wir können den Regenbogen nicht erwarten.  So wie wir nicht wissen, wann wir durch eine schwierige Situation hindurchgekommen sind. Wie lange eine Krankheit dauert. Wir können nicht einmal erwarten, dass Heilung geschieht. Dies ist oft schwer anzunehmen, auch, wenn wir auf das ganze Leid dieser Welt schauen. Und doch scheint im Regenbogen etwas auf. Eine Art Verheißung. Dass der Regen, das Leid, der Schmerz nicht das letzte Wort sind. Dass dahinter die Sonne steht, die das Dunkel beleuchtet, und etwas ganz anderes, Wunderbares hervorbringen wird. Es ist, als rufe der Regenbogen uns zu: „Vertraue! Ich bin da, gerade in Momenten, in denen du es am wenigsten erwartest. Du kannst mich nicht erzwingen. Ich schenke mich dir. Zur rechten Zeit.“ Dies ist nur zu erfahren. Je tiefer wir das erleben, umso mehr wandelt sich etwas.

Innere Wandlung

Wandlung wird auch Transformation genannt. Oftmals wird auf einem spirituellen Weg versucht, diese herbeizuführen. Dies wird nicht gelingen. Es bedarf einer Absichtslosigkeit. Einer Hingabe an ein Geschehenlassen. Wir können sie ebenso wie den Regenbogen nicht gezielt erzeugen oder erzwingen. Sie geschieht. Und vielleicht, weil es uns so schwer fällt, geschehen zu lassen, oftmals dann, wenn wir regelrecht in die Kapitulation gezwungen werden. Das menschliche Ego in seinem Willen ist sehr zäh. Doch auf einmal scheint nicht mehr nur die Sonne in unserem Leben. Es regnet, gewaltig. Und wir sind nicht mehr Herr unseres Lebens, wie wir dachten. Es ist kein Wunder, wenn wir darauf zunächst mit Widerstand und Abwehr reagieren. Denn wir begegnen unserer Angst und Ohnmacht. Wir begegnen unseren inneren Schattenseiten, die wir bis dahin erfolgreich verdrängt hatten. Und das ist schmerzhaft. Wir werden aus unserer vermeintlichen Sicherheit und Bequemlichkeit gerissen. Aus der Vorstellung, wir könnten alles in unserem Leben bestimmen. Ein Irrglaube, der uns schlagartig genommen wird.

In dieser Kapitulation wird eine Tür geöffnet. Eine andere, höhere Macht anzuerkennen. Inmitten des Regens scheint sozusagen das Licht der Wahrheit auf unser Leben. Welches etwas Neues hervorbringen möchte, wie der Regenbogen es zeigt, sogar Wunderbares. Es ist das Licht der Liebe, welches uns in die wahre Freiheit führen möchte. All seine Farben vor uns ausbreitet und uns zu sagen scheint, schau mal, so viel mehr gibt es!  Wir Menschen tun uns damit ganz schön schwer. So wie es Hans Kruppa ausdrückt: „Wer Angst hat, sein wahres Wesen zu erkennen, gleicht einer Raupe, die sich mit Haut und Haaren, gegen ihre Verpuppung sträubt, nur weil sie den Schmetterling nicht in sich spürt.“ Die innere Wandlung wird sehr viel leichter geschehen, wenn der innere Widerstand losgelassen wird. Je öfter wir die Erfahrung machen, dass der Gang durch die dunkle Nacht der Seele etwas für uns bereithält, wie eine Art neue Farbe unseres Lebens, umso mehr lernen wir, zu vertrauen.

Schauen wir auf die Transformation, bzw. biologisch ausgedrückt die Metamorphose einer Raupe, finden wir große Ähnlichkeiten. Da meint die Raupe lange Zeit, sie wäre dieses ziemlich schwerfällig auf dem Boden herumkriechende Wesen. Relativ sicher, die Erde einzige Realität und in erster Linie braucht sie nur was zu fressen. Bis auf einmal etwas geschieht. Ihr bisheriges Leben wird gestoppt. Sie verwandelt sich in eine Puppe. Nichts mehr von ihr bleibt im Kokon übrig. Sie wehrt sich nicht. Sie lässt einfach geschehen. Sie vertraut dem Schöpfungsprozess. Lange Zeit befindet sie sich im Dunkel, ohne irgendeine Ahnung, was geschieht. Sie löst sich gänzlich auf, wird verwandelt, und entschlüpft als Schmetterling. Mit ungeahnten neuen Perspektiven und einer Freiheit, von der sie als Raupe nicht annähernd hätte träumen können. 

So wie niemand mitten im strömenden Regen eine solche Farbenpracht am Himmel erwartet. Das schafft nicht die Sonne alleine. Es bedarf Sonne UND Regen. Es ist, als hätte Gott im Regenbogen uns ein tiefes Mysterium offenbart. Jegliche Dualität wird aufgelöst, bzw. in einen tiefen Sinn gebracht. So wie Tag und Nacht erschaffen wurden. Das Licht wird sichtbar im Dunkeln. Wer glaubt, das Dunkel hätte eine so große Macht, darf eine Kerze inmitten des Dunkels anzünden…und wird verstehen.

Der Regenbogen in der Bibel

In der Bibel finden sich Textstellen zum Regenbogen insbesondere ganz am Anfang und ganz am Ende. Gleich zu Beginn geht es um die Errichtung des Bundes Gottes mit der Menschheit. Es ist eine einseitig, von Gott gegebene Zusage. Ein Versprechen für die Erde und die Menschheit. „Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und jedem lebenden Wesen, das bei euch ist. Auf ewige Generationen hin. Meinen Bogen setze ich in die Wolken und er sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde:“ 1. Mose 9, 12-13 

Am Ende der Bibel ein Ausblick auf Gottes Reich in der Offenbarung 4, 2-3. Der Regenbogen wird jetzt um den Thron herum geschildert. Da gibt es einen Regenbogen am Anfang, und am Ende. Es ist, als hätte sich der Regenbogen über die Bibel selbst gespannt. Das lasse ich mal einfach sehr gerne als Bild so stehen;). 

Nachfolgend eine andere, computeranimierte Darstellung der Bibel. Es zeigt 63.779 Querverweise in der Bibel, die miteinander verbunden sind. Die Farbe der Linien zeigen den Abstand des einen Verweises auf einen anderen. Ganz unten in weiß sind die einzelnen Bibelkapitel von Gen. 1 – Off. 22 abgebildet. Wäre die Bibel nur von einer Person oder zu einer bestimmten Zeit geschrieben worden, wäre dies immer noch erstaunlich. Die 66 Bücher der Bibel wurden jedoch von 40 Autoren über einen Zeitraum von mehr als 1500 Jahren auf drei verschiedenen Kontinenten und in drei verschiedenen Sprachen geschrieben. 

Und so sieht dieser Regenbogen der anderen Art aus:

 

„Und immer leuchtet gerade irgendwo am Himmel ein Regenbogen für dich.“

Das Geheimnis von Perlen

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»Deine Wunden werden durch die Heilung zu einem Schatz. Zu kostbaren Perlen."
Hildegard von Bingen
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Das Wunder der Perle

Man erzählt sich die Geschichte einer Perle hier am Strand.
Sie entstand in einer Muschel durch ein grobes Körnchen Sand.
Es drang ein in ihre Mitte und die Muschel wehrte sich.
Doch sie musste damit leben und sie klagte: Warum ich?

Eine Perle wächst ins Leben, sie entsteht durch tiefen Schmerz.
Und die Muschel glaubt zu sterben. Wut und Trauer füllt ihr Herz.
Sie beginnt es zu ertragen, zu ummanteln dieses Korn.
Nach und nach verstummt ihr Klagen und ihr ohnmächtiger Zorn.

Viele Jahre sind vergangen, Tag für Tag am Meeresgrund
schließt und öffnet sich die Muschel. Jetzt fühlt sie sich kerngesund.
Ihre Perle wird geboren. Glitzert nun im Sonnenlicht.
Alle Schmerzen sind vergessen, jenes Wunder jedoch nicht.

Jede Perle lehrt uns beten, hilft vertrauen und verstehn,
denn der Schöpfer aller Dinge hat auch Deinen Schmerz gesehn.
Nun wächst Glaube, Hoffnung, Liebe, sogar Freude tief im Leid.
So entsteht auch Deine Perle, sein Geschenk für alle Zeit.

Sören Kahl

Ergänzend

Das „Wunder der Perle“ ist im Grunde selbsterklärend. Manchmal benötigen wir wissenschaftliche Erkenntnisse, um einem tiefer liegenden Geheimnis auf die Spur zu kommen. In diesem Fall, dass eine Perle aus einem in eine Muschel eingedrungenes Sandkorn entsteht. Dieses Geschehen wird hier eindrucksvoll als wunderbare Metapher auf uns Menschen übertragen. 

Wieder geht es darum, dass aus Schmerz, Leid und Trauer, wenn uns auch über lange Zeit verschlossen, etwas sehr Kostbares entstehen kann. Oft erkennen wir erst hinterher, welcher Schatz daraus entstanden ist. Viele Mystiker aller Religionen sprechen davon, dass Transformation hin zum Wesentlichen immer auch mit Leid- oder Verlusterfahrungen einhergeht. Dies darf jedoch nicht in die Umkehr gebracht werden. Es geht nicht darum, Leid zu suchen! Doch wenn es schmerzvolle Erfahrungen gibt, kann uns das zu etwas führen wollen, dessen Sinn wir oft erst im Nachhinein erkennen, und uns von innen her wandeln möchte.

Manche Perlen bleiben uns verborgen. Zu viel gibt es an Leid, das wir weder verstehen, noch in diesem Leben Erlösung findet. So schwer es oft ist, dies gilt es anzunehmen, auszuhalten, und dennoch zu vertrauen, dass alles in Gottes Händen ruht. 

Ein Ausblick auf mehr

»Ich habe dich je und je geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte."
Jer. 31, 3

Regenbogen, Perlen und Jesus Christus

Was Jesus Christus für mich so besonders und einzigartig macht, und warum im Regenbogen und den Perlen etwas von ihm aufscheint: Er zeigt die Liebe Gottes, die nichts, wirklich nichts ausspart. Sie umgeht nicht, sondern geht mitten ins Leid hinein. Sie geht sogar in den Tod. Sie durchliebt im wahrsten Sinne die tiefsten Qualen. Diese Liebe bricht selbst darin nicht ein, sondern lässt Jesus Christus am Kreuz sagen: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Spätestens da wissen wir, dass da jemand völlig neu ins Weltgeschehen hineinspricht. Er geht mit seinem ganzen Licht und seiner Liebe ins tiefste Dunkel hinein. Inmitten dessen erstrahlt im wahrsten Sinne der Regenbogen in diesen Worten. Da wird jegliches Schwarz-Weiß-Denken außer Kraft gesetzt.

Jesus Christus stellt das höchste Gebot der Liebe in den Mittelpunkt von allem. Wenn er sagt, nehmt euer Kreuz auf euch, und folget mir nach, ist aus meiner Sicht nicht damit gemeint, wir könnten werden und sein wie er. Das Hohelied der Liebe will uns da gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen. Wir sind nicht Gott. Und unser Wissen ist nur Stückwerk. Es geht auch nicht darum, dass wir leiden müssten wir er. Wir dürfen aber im Leid wissen, dass er darum weiß. Wir dürfen die Liebe zu uns sehen. Und wir dürfen uns dieser Liebe annähern und ihr entgegenleben. Sie wie einen Leuchtturm in unser Leben hineinnehmen. Uns von ihr berühren lassen. Weil wir im Herzen spüren, da ist etwas sehr wahr und kostbar. Da führt etwas aus der Enge alldessen, was unser menschliches Leben oftmals umfasst. Im Angesicht von Jesus Christus spüren wir, dass im Grunde keiner von uns weiß, wie Liebe eigentlich wirklich ist. So dürfen wir  einfach unser Herz öffnen dafür, dass dieser Geist von Jesus Christus in uns wirken möge. 

Anstatt mit einem Schwarz-Weiß-Denken im außen alles wunderbar aufzuteilen in gut und böse, die einen im Himmel und die anderen in der Hölle zu sehen, werden dabei unsere eigenen! Schattenseiten im Licht der Liebe beleuchtet. Wie die Sonne den Regen anstrahlt. Uns wird aufgezeigt werden, wo wir selbst überall der Liebe entgegenleben. Wir werden wie ein Rohdiamant regelrecht beschliffen, damit er immer mehr funkelt und strahlt. Wir begegnen unserem Ego, Sicherheits- und Kontrolldenken, unserer Selbstsucht und Habgier, unserem Hochmut und Stolz, unseren Verurteilen anderen gegenüber, unserer Besserwisserei, Manipulation und Machtmissbrauch jeder Art. Aber auch allem, was sich gegen uns selbst richtet. Unseren Wunden, Verletzungen, Schuldgefühlen, Angst, Groll, Bitterkeit, Hass, Trauer, Schmerz, selbstschädigenden Verhaltensweisen, Süchten, Abhängigkeiten. So unangenehm und schmerzhaft dies auch sein mag. Liebe will nicht unterdrücken, manipulieren und in Abhängigkeit halten. Sie möchte uns in die Freiheit und Heilung führen. Sie möchte, dass wir unser Vertrauen auf Gott ausrichten, der die Liebe IST.

Das Tröstliche ist, wir müssen darin weder eine Vollkommenheit anstreben, weil wir sie sowieso nie erreichen werden. Und wir müssen es nicht alleine schaffen. Gnade und Barmherzigkeit gehen dieser Liebe voran. Gott weiß um alles. Mit der Zeit dürfen wir Hingabe und Vertrauen lernen. Und zunehmend erleben wir, wie sehr es lohnt, sich von innen her verwandeln zu lassen. Da gibt es Momente, in denen es auf einmal möglich ist, vermeintlich Unverzeihliches zu vergeben. Momente, in denen wir völlig ohne Vorurteile Menschen begegnen. Momente der Freiheit, dass die Verletzungen unseres Lebens nicht mehr die Macht über uns haben. Momente, in denen wir statt Fäuste zu ballen unsere Hände öffnen. Momente, in denen wir selbst Aussichtsloses annehmen lernen. Frieden finden. Mit unserer Vergangenheit, vielleicht sogar mit einer unheilbaren Krankheit. Jesus Christus hat dies mit seinem Leben in  Vollkommenheit offenbart. Er hat alles, sogar den Tod überwunden. Dem dürfen wir entgegenleben.

Wir dürfen im Laufe unseres Lebens viele Perlen finden. Immer wieder eintauchen in diesen himmlischen Zauber, wie ihn der Regenbogen an den Himmel zeichnet. Die göttliche Liebe in uns aufnehmen, auf sie vertrauen, immer mehr heilen, uns wandeln lassen und in unserem Leben zunehmend sichtbar werden lassen. Gelebte Liebe, derer diese Welt so sehr bedarf. Vertrauen inmitten einer Welt, die uns so viel anderes zeigt. Gott hat alles in seiner Hand. Seine Zusage, die er uns über den Regenbogen geben hat, hat Gültigkeit. Darauf dürfen wir uns verlassen. Ebenso dürfen wir die Herausforderung annehmen, die sich uns stellt, wollen wir die Nachfolge ernst nehmen. Jesus wirkte kraft der Liebe von Gott in ihm. Dem dürfen wir folgen. Christsein im tiefen Kern ist die Entscheidung und Bereitschaft, Liebe zu lernen. Sich von der Liebe Gottes berühren zu lassen, die nicht erzwungen werden kann. Sie ist ein Geschenk. Wir dürfen unser Herz Gott entgegenhalten, uns beschenken lassen…und uns schenken.